Nichts ist Ewig Leseprobe

Prolog 

Ein schneidendeNichts ist Ewig Cover eBookr Wind fegte über das Plateau, sog Zarec die Wärme aus dem Körper und färbte seine Wangen und Nasenspitze rot. Bei Skryrs Arsch, es war verdammt kalt auf diesem Berg und der Weg zurück in die Stadt würde noch lang werden. Dennoch hielt Zarec inne, genoss die Aussicht und die unvergleichliche Ruhe, die er nur so weit draußen überhaupt je fand. Jeden Augenblick erwartete er den Schnee, der die Geräusche dämpfen und ihm noch mehr Ruhe schenken würde – zumindest in den wenigen Augenblicken, in denen sie ihm vergönnt war. 

Narween stand ein Stück hinter ihm. Zarec wusste, dass sie da war, auch ohne, dass er sie sehen oder hören konnte. Lautlos war sie an ihn herangetreten; er spürte ihren Blick in seinem Rücken. Warum sie ihm nachgegangen war, wusste nur sie allein. Zarec würde nicht fragen, doch allein ihre Anwesenheit genügte, dass er zu lächeln begann.
»Kennst du eigentlich die Legende von Vaik und Iseo?« Zarec ließ seinen Blick über die Berge streifen, während er das sagte. Der Abend malte die Gipfel in leuchtendem Rot und glänzendem Gold, als stünden sie in Flammen. Dunkel zeichneten sich die Silhouetten der wenigen lebensmüden Bäume dagegen ab.
»Nein«, antwortete Narween, trat von einem Bein aufs andere und zog ihren Schurwollmantel enger um die Schultern. Selbst sie schien zu frieren so weit oben im Gebirge. Zu dieser Jahreszeit erst recht.
»Wirklich nicht oder hast du nur keine Lust mit mir zu reden?« Ein Grinsen schlich sich auf Zarecs Gesicht, weil er sich ihren finsteren Seitenblick dazu so gut vorstellen konnte. So schaute sie immer, wenn er versuchte, sie aus der Reserve zu locken. Leider gelang ihm das nur äußerst selten.
»Nein, tatsächlich nicht.« Seufzend wandte sie sich zu ihm. »Lass mich raten: Du wirst sie mir so oder so erzählen?«
»Ja, natürlich.« Sein Grinsen wurde breiter, er fing ihren Blick auf. »Das war eine der Geschichten, die meine Mutter mir erzählt hat, als ich klein war und nicht einschlafen konnte. Ich mochte sie und mag sie noch immer, obwohl ich mit solchen Geschichten sonst nicht viel anfangen kann. Na?«
»Hab ich eine Wahl?« Immerhin grinste nun auch Narween. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte er alles dafür tun wollen, um sie zum Lachen zu bringen und ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Inzwischen verband sie eine viel tiefere Freundschaft; kleine Plänkeleien waren an der Tagesordnung.
»Nein, natürlich hast du keine.« Zarec sagte es todernst und das war es wohl, was ihr letztendlich dieses leise Glucksen entlockte. Er widerstand dem Drang, ihre Hand zu nehmen – sie hätte sie ihm ohnehin sofort wieder entzogen – und räusperte sich stattdessen vernehmlich. Narween verdrehte die Augen.
»Beim Barte des Folterers, jetzt rück schon raus!« Zarec wich ihrem angedeuteten Schlag aus und unterdrückte ein Lachen. Er hatte sie. Noch einmal räusperte er sich, dann begann er zu erzählen.

»Die Geschichte, die ich erzählen möchte, soll sich vor ein paar Jahrhunderten in der Küstenstadt Ehimál zugetragen haben. Der Sohn eines Barons, Vaik, und ein Assassine des Dunklen Weges, Iseo, verliebten sich ineinander …«
»Eine Liebesgeschichte?«, unterbrach Narween ihn. »Seit wann erwärmst du dich denn für so etwas?«
»Wart doch erst mal ab und lass mich erzählen«, erwiderte Zarec ungerührt. »Ja, es ist eine Liebesgeschichte, aber nicht allein das …« 


Na, neugierig geworden? 🙂